Gian-Marchet®-Geschosse.
Die neue Definition weidgerechten
Jagens! |
Gian-Marchet®
Geschosse
Die
neue Definition weidgerechten Jagens!
Gian
Marchet Colani
Gian Marchet Colani wurde schon zu
Lebzeiten weit über die Landesgrenze hinaus bekannt. Nicht nur
rühmende Berichte, sondern auch verleumdungen wurden seinerzeit
schon abgedruckt.
Von Rolf Giger Das Engadin
fasziniert nicht nur durch seine Naturschönheit, auch die
verschiedenen Charaktere, die es im Laufe der Zeit hervorbrachte,
machten von sich reden. Eine der wohl bekanntesten Figuren aus dem
Oberengadin ist heute noch Gian Marchet
Colani.
Colanis Geburt und Kindheit Gian
Marchet Colanis Geschichte beginnt im malerisch gelegenen
Oberengadiner Bergdorf Chamues-ch (früher Camsask). Als fünfter und
jüngster Sohn, von Jan Colani und Anna Lum, erblickte er am 19.
Mai 1772 das Licht der Welt. Sein Vater war ein bekannter und
äusserst begabter Möbelschreiner. Die wenigen noch erhaltenen Möbel,
die aus seiner Werkstatt stammen, zeugen von einer geschickten
Handfertigkeit und ausgezeichnetem Fachwissen. Die Namen der
Geschlechter Culaun und Lum wurden auf Grund einiger
Auslandaufenthalte der Familien ins italienisch klingende Colani und
Lony abgeändert. Als kleiner Junge durfte Gian Marchet bereits
seinem Vater bei der Arbeit helfen, wo er sich manche Fertigkeit
aneignete. Sein Vater war Jäger mit Leib und Seele, und Gian
Marchet begleitete seinen Vater schon früh auf der Pirsch. Die
Jagdleidenschaft wurde bei Gian Marchet schon früh geweckt.
Im Alter von Gerade mal 14 Jahren soll er bereits 60 Gämsen
geschossen haben. Der Schule räumte man zur
damaligen Zeit noch einen sekundären Stellenwert ein. Dass soll
nicht heissen, das Gian Marchet nicht lesen und schreiben konnte.
Schliesslich war es keine Hexerei, die 24 Buchstaben des Alphabets,
und die Zahlen von 1 bis 10 zu beherrschen. Dies aber nur, weil der
Pfarrer ihn unterrichtete. Von ihm lernte er wahrscheinlich auch das
Notenlesen.
Heirat und Auswanderung Am
18. Juli 1794 heiratete Gain Marchet Colani die drei Jahre ältere
Margretta Ambass aus Bever. Er zog in das Heimatdorf seiner
Frau. Am 27. Januar 1797 wurde Gian Marchet Vater einer Tochter
Anna. Im darauf folgenden Jahr, am 8. Juli 1798 kam sein Sohn Giöry
auf die Welt. Von Anfang an gab es Differenzen zwischen den
Eheleuten Colani. Deswegen reiste Gian Marchet nach Frankreich aus,
wo er bei den Verwandten in einer Confiserie eine Lehre absolvieren
wollte. Die ausgewanderten Engadiner wurden mit Vorliebe Patissier
und hatten in diesem Beruf vielfach grossen Erfolg. Nebenbei
erlernte er die Büchsenmacherei. Das Heimweh plagte ihn so sehr,
dass er die Lehre abbrach und bald wieder ins Engadin
zurückkehrte. Seine Abwesenheit konnte die Ehe auch nicht mehr
retten, und auf Einverständnis beider wurde die Ehe nach neun
Jahren geschieden.
Schlosser und
Büchsenmacher Nach seiner Rückkehr
betätigte sich Gian Marchet als Schlosser. Seine Jagdpassion und
sein neu erlernter Beruf liessen ihn zum Erfinder werden. So brachte
er an seiner einläufigen Jagdwaffe zwei Hahnen an. Dies ermöglichte
zwei Schüsse nacheinander abzufeuern. Eine wahrlich nützliche
Erfindung, denn so musste er nicht die schwerere doppelläufige Waffe
mit sich tragen. 1803 zog Gian Marchet nach Pontresina, wo er noch
im gleichen Jahr seine zweite Frau Maria Branger aus Davos
heiratete. Aus dieser glücklichen Ehe entsprossen fünf
Kinder.
Ein aussergewöhnlicher
Mensch Gian Marchet Colani war von mittlerer Statur,
muskulös und untersetzt gebaut, mit einer gebogenen Nase und einem
feurigen Blick. Er soll äusserst sprachgewandt und aufopfernd
gewesen sein, wenn sich jemand in Not befand. Einige Jahre
pachtete er die Berninahäuser, wo er das Wirtshaus betrieb.
Sein eigentlicher Beruf war jedoch immer Landwirt. Gelegentlich
arbeitete er auch als Bergführer und Träger. Er konnte sehr
kinderliebend, jedoch auch jähzornig und ungestüm sein. In guter
Gesellschaft soll er gesprächig und unterhaltend gewesen sein.
Aufdringlichen oder Unberufenen soll er hingegen verschlossen und
ablehnend begegnet sein. In Pontresina wirkte Gian Marchet im
Kirchenchor mit, wo er jeden Sonntag als taktfester Vorsänger
agierte.
Ein schlechter Ruf Bei manchem
Fremden mag Gian Marchet Colani einen unheimlichen Eindruck erweckt
haben, da sein Ruf nicht der beste war. Nicht nur sein stechender
Blick, und sein manchmal sonderbares Benehmen, sondern auch die
Volksfantasie, der Neid und die Furcht vor ihm, verhalfen ihm zu
einem unehrenhaften Ruhm. Gerüchte über ihn verbreiteten sich bereits
zu Lebzeiten weit über die Landesgrenzen hinaus über Deutschland bis
nach England. In einem abgedruckten Artikel wurde er mancher
Schandtat und sogar des Mordes bezichtigt.
Ein
gefürchteter Jäger Gian Marchet beanspruchte gerne ein
Jagdgebiet für sich allein, fremde Jäger schlug er mit Warnschüssen
in die Flucht. Er war kein ausgesprochener Einzelgänger, wie oft
behauptet wird, ein guter Freund und Jagdkamerad aus Bever
verbrachte manche Jagdsaison mit ihm. Schnell erkannte Gian Marchet,
dass er ungebetene Gäste aus seinem Jagdgebiet fernhalten konnte,
indem er sich Verleumdungen zunutze machte und dies nicht verneinte.
Dass er Menschen umgebracht haben soll, ist unwahrscheinlich, jedoch
die Tatsache, dass er viele Berggänger aus Lawinen gerettet habe,
ist belegt.
Ein erfolgreicher
Gämsjäger Gian Marchets Jagderfolge liefern dem
Neid anderer Jäger guten Nährboden für die Gerüchteküche. Im 18. und
19. Jahrhundert dauerte die Gämsjagd auch für Einheimische drei
Monate und elf Tage jährlich. Gian Marchet soll einmal an einem Tag
zehn Gämsen geschossen haben. Dies ist angesichts der damals
herrschenden Bedingungen eine Glanzleistung. Insgesamt soll er in
seinem Leben gegen 2700 Gämsen, zwei Hirsche, zwei Wölfe und zwei
Bären erlegt haben. Die Gämsen waren damals noch die einzigen
Paarhufe, die noch in grösseren Beständen vorkamen. Rothirsch, Reh
und Alpensteinbock waren damals zum Teil bereits
ausgerottet.
Kein Jägertod Gian Marchet
war ein tüchtiger Geselle, der geschickt mit der Sense umgehen
konnte. 1837 schloss er mit einem Tiroler Mäher eine Wette ab.
Die Wette gewann er, hatte sich jedoch überschätzt und
erkrankte an einer Lungenentzündung. Kurz darauf verstarb er an den
Folgen der Erkrankung zu Hause in seinem
Bett.
Quelle:
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Eine kurze Beschreibung über diesen Mann
Geboren am
19.05.1772 in La Punt Chamues-ch im Engadin, gestorben am 17.08.1837 in
Pontresina. Reformiert, von La Punt-Chamues-ch. Sohn des Jan Antoni,
Meisters. Erste Ehe im 1794 mit Margarita Ambass, Tochter des Johannes, Pächters,
von Molinis, zweite Ehe im 1808 mit Maria Branger, Tochter des Andreas, Pächters,
von Davos. Schlosserlehre in Frankreich. Büchsenmacher, Landwirt und
Gastwirt in Pontresina, gelegentlich als Bergführer tätig. Mit 19 Jahren
schon der beste Schütze des Engadins, schoss Colani zeit seines Lebens
mehrere Bären und etwa 2'700 Gemsen. Das falsche Gerücht, Colani habe
fremde Jäger in seinem Jagdgebiet erschossen, entstand auf Grund einer
romantischen Erzählung im "Stuttgarter Morgenblatt". 1835 soll
er unter anderem mit Oswald Heer den Ostgipfel des Piz Palü bestiegen
haben. Colani war Vorbild für die Figur des Markus Paltram in Jakob
Christoph Heers Roman "Der König der Bernina" (1900).
Archive
KulturA Oberengadin, Samedan
Literatur
G. Sturzenegger, «La famiglia da Gian Marchet Colani, "Raig dal
Bernina"», in Il Chalender Ladin, 1958, 48-64
Konzept: Gian-Marchet
Datum letzte Änderung
: 28.02.2023 21:50:00
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